Willkommen in Walschbronn

Die berühmten Bäder von Walschbronn und seine Quelle mit bituminösem Wasser

„ Unter den verschiedenen Petroleumarten wie schwarz, rot und gelb ist das weiße Petroleum das kostbarste von allen. Es ist klar und flüssig wie Wasser, sein Geruch ist sehr durchdringend aber keineswegs unangenehm, mit nichts anderem zu vergleichen. “

— Pierre Joseph Buchoz, 1731-1807, Botaniker und Arzt des Grafen von Lothringen, Auszug aus dem französischen Lexikon für Mineralogie und Hydrologie, Band 1.

Ein im Mittelalter bekanntes Thermalbad

Das Dorf ist im 12. Jh. unter dem Namen Walsbronn (von Wallo einem germanischen Männernamen) erwähnt. Die Existenz einer Quelle, vielleicht die bituminöse Quelle, könnte dem Dorf seinen Namen gegeben haben. Autoren des 16. Jh. rühmen die Qualitäten des heilenden Wassers aus Walschbronn und berichten, dass es im 12. Jh. vom Schwager des Grafen von Lothringen, dem Kaiser Friedrich Barbarossa geschätzt wurde, der die Bäder eingeweiht hatte. Beschreibungen des Bades stammen auch aus der ersten Hälfte des 16. Jh., der Epoche von Kaiser Karl, der selbst unter Rheuma gelitten haben soll und sich für die Quelle interessierte. Das Schloss Weckersburg wurde in einer gewissen Pracht in dieser Epoche erbaut und diente als Unterkunft für die Kurgäste. Unterhalb befanden sich die Anlagen des Bades. Ein gemauerter Brunnen aus Stein, bedeckt und geschützt von Metallgittern, neben einem großen Gebäude in dessen Erdgeschoss sich zellenartige Räume mit Bottichen befanden, in denen das vorgewärmte Wasser der Quelle aufgefangen wurde.

Die Berühmtheit der Quelle von Walschbronn bestätigt sich ebenfalls durch Zeugnis einiger bekannter Gelehrter und Mediziner des 16. Jh. die diese selbst besucht, oder in ihre Behandlungen eingebunden hatten: Hieronymus Bock, Mediziner und Botaniker aus Hornbach, Martin Ruland, Mediziner von Kaiser Rudolf II, Jean Bauhin, Mediziner am Hofe des Grafen von Württemberg, sowie Helisaeus Röslin, ein deutscher Mediziner, der beschrieb, dass sich an der Oberfläche des Wassers eine Art Fett oder weißes Öl befand, das den Geruch von Petroleum hatte. Der berühmte Mediziner Jean Gonthier von Andernach, der die Bäder von Walschbronn besuchte, beschrieb 1565 die Wirkung des mit weißem Petroleum verbundenen Wassers, das dadurch seinen Wohlgeruch erhält. 1594 schrieb Thierry Alix, dass die Bäder stark besucht waren, hauptsächlich von Menschen mit gelähmten Gliedmaßen. Im 18. Jh. wurden Analysen des Wassers durchgeführt, die ergaben, dass es nichts anderes als weißes Petroleum und einen feinen Sand enthielt.

Die Quelle und sein Ort

Der genaue Ort der Quelle und der Bassins sind nicht bekannt, aber die gelieferten Hinweise durch die Texte sind übereinstimmend. Die alte petroleumhaltige Quelle befindet sich unterhalb des Felsvorsprungs aus Vogesensandstein, auf dem die Weckersburg errichtet wurde. Der Vorsprung bildet ein Dreieck zwischen dem Tal des „ruisseau d'Eppenbrunn“ und dem kleinen Bach aus der Nordrichtung.

Illustration source et château du Weckersburg
Historische Darstellung von Walschbronn.

Die Bohrungen im Flusstal zeigen eine Schichtreihenfolge von etwa 8m Dicke: Schlick an der Spitze, Torf, Sand und Kiesel an der Basis. Der Name Schwarzbach, der dem inneren Teil des Ruisseau d'Eppenbrunn gegeben wurde (hinter dem Zusammenfluss mit dem kleinen Bach) hängt entweder zusammen mit dem Bett aus Torf, petroleumhaltigem Wasser oder Klumpen aus Teer. Die Texte deuten darauf hin, dass die Quellen dort ihren Ursprung haben. Ein Pflaster aus schwarzen brennbaren Steinen, wahrscheinlich Asphalt, am Boden der Bassins, wo das Wasser aufgefangen wurde, deutet auf das Vorhandensein eines bituminösen Bettes in den Sänden hin.

Bergwachs

Man sagt, dass das bituminöse Wasser, Bergwachs genannt, alle Beschwerden lindert, insbesondere den Rheumatismus.

Es handelt sich um ein Wasser, das beinahe einzigartig in Europa zu finden ist: In Walschbronn fand sich eine Quelle mit weißem Petroleum, deren Vorzüge seit der Antike bekannt ist. Deren Bezeichnung aber nicht zu verifizieren ist.

Einige Beschreibungen betonen zwei Bestandteile der Quelle: Grundwasser (alluvial oder aus dem Sandstein der Vogesen) und Teile von Kohlenwasserstoffen. Das weiße Material ist gemäß seiner brennbaren Eigenschaften ein Paraffin.

Scheinbar existiert die Quelle nur in einem begrenzten Raum, der noch mit größerer Genauigkeit zu bestimmen ist. Diese einzigartige Anordnung in der Region ist bedingt durch besondere Zusammenhänge, wahrscheinlich durch einen Aufstieg von Wasser, unter gemäßigtem Druck, durch geologische Formationen, die zur Zeit noch nicht identifiziert sind, durch lokale Bruchlinien oder eine poröse lokale Quelle.

Der Teer kann weder aus der Zersetzung von Torf, noch aus dem Sandstein der Vogesen stammen, der bekanntermaßen steril ist. Das Ölfeld von Pechelbronn ist weit und die Möglichkeit einer unterirdischen Infiltration Richtung Walschbronn kann ausgeschlossen werden. Eine Quelle von Kohlenwasserstoffen im oder unter dem Sockel aus Sandstein ist möglich, bleibt aber noch nachzuweisen.

Ein langsamer Niedergang in der modernen Epoche

Unter der Herrschaft von Jacques, dem letzten Grafen von Bitche, verfielen das Schloss und die Bäder in einen schlechten Zustand, waren aber noch zu restaurieren. 1598 wurde hierfür eine Summe von 100 Florin bewilligt, jedoch der dreißigjährige Krieg verursachte schließlich seine Zerstörung und die des Dorfes.

Anfang des 18.Jh. wurde das Wasser der Quelle in einem hölzernen Becken aufgefangen, das sich hinter dem Garten von Bürgermeister Oliger befand, gerade unterhalb vom Schloss. Als 1713 der Graf Leopold die Bäder wieder rekonstruieren wollte, war das Becken schon teilweise verschüttet. 1750 scheiterte ein weiterer Versuch das Becken wieder aufzubauen in einer Entfernung von 40 Schritten vom Schwarzbach. 1756 beauftragt König Stanislas seine Ingenieure die Quelle wiederzufinden. Es wurde mit Ausgrabungen begonnen und man entdeckte ein rundliches, abgedichtetes Becken in das das Wasser lief, das vom Hause Oliger kam.

Ebenfalls nach M. Germand, Sekretär im königlichen Medizinkollegium von Nancy und M. Rougemestre, Mediziner aus Fénétrange im Jahre 1756:

Unmittelbar unterhalb des Schlosses gibt es ein schönes Haus, das Jean Adam Oliger gehört, dem amtierenden Bürgermeister. Gegenüber hat er einen kleinen Garten eingerichtet, der von einem Mäuerchen umgeben ist. Vor einigen Jahren wollte ich mich selbst von dem überzeugen, was die alten Zeitzeugen uns von der Quelle überliefert hatten. Ich fand die Quelle, aber in einem dermaßen vernachlässigten Zustand, dass sie nicht den Anschein machte, noch bekannt zu sein. Schutt und Erde hatten sie gefüllt. Heraus kam ein kleines Rinnsal, das sich in den Schwarzbach ergoss. Das Wasser schien einen dunkelgrünen Farbton zu haben. In einem Glas erschien es klar, fast geruchlos und mit leicht bituminösem Geschmack. Ich entdeckte auf der Oberfläche nur einen dünnen Film in Tropfenform. Ich wusste, dass es sich um das erwünschte weiße Petroleum handelte, das mit dem Wasser austrat. Die Vorfahren hatten mit Recht einen Brunnen oder ein tiefes Becken gebaut um dieses Gemisch aufzufangen.

Besessen von dieser Idee, begann ich einen Teil des Schuttes zu entfernen. Ich sah dann, dass die Quelle vom Grund austrat und dass sie von Wasserläufen verändert wurde, die sich mit ihr vermischten. Ich probierte verschiedene Methoden um das reine Quellwasser aufzufangen und zu separieren. Bald hatte ich die Freude eine kleine Menge des weißen Petroleums zu erhalten, in einem Wasser, das wirklich damit vermischt war. Es erschien wirklich relativ einfach die Quelle in einen Zustand zu versetzen, der es ermöglicht eine größere Menge des Gemisches zu erhalten, indem man tiefer gräbt und die Seitenwände abdichtet.

Ich führte meine Arbeit, dieses langsame und genaue Sammeln mit Hilfe eines leicht gewölbten flachen Holzstücks, für mehrere Tage fort. Das Petroleum haftete dort leicht an und löste sich ebenso leicht, wenn man es in ein Gefäß tropfen ließ. Ich wäre mit meiner Arbeit noch zufriedener gewesen, wenn der fortdauernde Regen mich nicht gezwungen hätte sie zu unterbrechen. Nichtsdestotrotz ließ sie sich ja zu einem anderen Zeitpunkt fortführen.

Im folgenden Jahr versprach ich mir mehr Erfolg und selbst eine erleichterte Restauration des Brunnens, wenn ich die Einwohner davon überzeugen könnte, sich an der Rettung dieses natürlichen Schatzes zu beteiligen. Aber wer hätte es gedacht ? Ich sah bei meiner Ankunft, dass man begonnen hatte einen öffentlichen Weg über den Brunnen zu bauen, der zur Straße nach Landau führen sollte. Die gegenwärtigen Einwohner, überrascht von meinen Vorwürfen, hatten die Vorstellung von einer erhaltenswerten Tradition verloren. Sie sagten mir, es habe noch eine andere Quelle gegeben, unter dem Haus von Clément Hanel, Nachbar des Bürgermeisters Oliger. Ich stieg in dessen Keller hinab und entdeckte nur eine große Feuchtigkeit und einen starken Geruch. Man erzählte mir, dass während des Winters ein vergleichbares Wasser wie das der Quelle aufgetreten sei. Ich betrachtete das jedoch lediglich als einen Ausfluss aus der eigentlichen Quelle. Ich entdeckte ebenfalls in einem kleinen Garten, der von einer einfachen Hecke umgeben war, unterhalb des neuen Weges und gegenüber des alten Brunnens eine Quelle, die in einen Holzbottich floss. Das Wasser erschien mir leicht petroleumhaltig, aber wesentlich weniger als in der Ursprungsquelle. Ich verließ Walsbroon mit dem Kummer keine weiteren Erfahrungen mehr gemacht zu haben.

Im Atlas der Grafschaft Bitche ist zur gleichen Zeit vermerkt, dass diese Quelle gegenwärtig verschüttet und nicht mehr zu sehen ist ; es gibt aber noch kleine Ausflüsse in den unterhalb liegenden Kellern und Gärten.

Man weiß aber nicht genau ob oder was davon aus ihr stammt und 1766 wird sie für ausgetrocknet erklärt.

Die vergessenen Bäder !

Heute kennt man ihren genauen Standort nicht. Sie befindet sich gerade unterhalb des Schlosses, vielleicht unter der rue Principale, oder um das Eckhaus zur rue du Chateau (das mit der Gorgone).

Im 20. Jh. sind mehrere Versuche unternommen worden, sie wieder zu finden. 1979 haben Walschbronn, Waldhouse und Bousseviller sich zusammengeschlossen um eine gemeinsame Tourismuspolitik zu verfolgen. Neben einem Gewässerprojekt in Waldhouse, einer Herberge in Bousseviller und der Klassifizierung der Ruinen der Weckersburg, gab es den Wunsch, die berühmte Quelle wiederzufinden.

In einem Zeitungsartikel vom 10. Juni 1979 wird Folgendes berichtet:

„ Neben der Instandsetzung seines Schlosses möchte Walschbronn eine zweite Idee verfolgen. Wenn es machbar erscheint, hätte es zweifellos eine noch größere Bedeutung: Die Wiederentdeckung dieser berühmten Quelle, von der im Dorf schon viel geredet wurde und der große therapeutische Eigenschaften zugeschrieben wird. Eines ist sicher. Diese Quelle entstammt nicht lediglich einer Legende. Sie hat es wirklich gegeben, wie es auch die Archive des Departements belegen. In der Tat war es eine der wenigen in Europa. Eine andere war in Italien. Nichtsdestotrotz stellen sich noch einige nicht unbedeutende Probleme: Wie soll man sie finden ? Wo kommt das dafür notwendige Geld her ? Wer wird das bezahlen ? “

Spätere Recherchen blieben erfolglos.

Das Geheimnis der Quelle bleibt bestehen.

Die Frage einer Quelle zu römischer Zeit

Dom Calmet erwähnt 1756 in seinen Lothringer Notizen die Entdeckung von römischen Bädern, die 1590 sichtbar waren. Aber die Autoren des 16. Jh. beschreiben nicht den Zustand. Gegen 1760 wird die Wiederverwendung von Steinen mit Inschriften vom Schloss erwähnt, sowie die Entdeckung von antiken Inschriften beim Bau der Kirche, aber ohne genauere Angaben. Die Nachforschungen von 1756 zur Auffindung der Quelle, erbrachten die Entdeckung von Münzen und einer beschrifteten Stele, aber ohne ausdrückliche Erwähnung in den Arbeitsprotokollen. Sie wurde vom Historiker Dom Tabouillot nach Metz gebracht, aber dann verloren und gilt möglicherweise als Fälschung. Die Inschrift besagt, dass Centonius sie Apollon und Sirona geweiht hat,sowie den Nymphen des Ortes verbunden mit einem Wunsch. Diese beiden Gottheiten der Heilung sind verbunden in einem Quellheiligtum in Hochscheid, 100 km nördlich von Walschbronn, wo die Existenz einer derartigen Anlage nur durch archäologische Nachforschungen überprüft werden könnte.

Weiteres Wissenswertes

Alfred Weymann, ein Autor aus Saarbrücken, hat 1912 ein Buch in deutscher Sprache herausgebracht, in dem er alle schriftlichen Überlieferungen bespricht, die es zum Thema dieser Quelle gegeben hat. Man findet darin ziemlich präzise Beschreibungen zu einigen Details. Die ältesten schriftlichen Überlieferungen aus dem 16. Jh. stammen von dem Wissenschaftler Thiery Alix, Präsident vom Chambre des comptes von Lothringen.

Hierzu eine Zusammenfassung und Auszüge dieses Buches : Das lothringische Petroleumbad Walschbronn von Alfred Weymann.