
Willkommen in Walschbronn
Das lothringische Petroleumbad Walschbronn von Alfred Weymann

Berühmte Bäder im Mittelalter
In seiner handschriftlichen Beschreibung der Grafschaft Bitsch, die er 1594 auf Befehl des großen Herzogs Karl verfasste und ihm unterbreitete, sagt er:
„ Im Dorfe Walsbroon waren früher vielbesuchte Bäder, die hauptsächlich von Personen mit gelähmten Gliedern gebraucht wurden. Unter dem verstorbenen Grafen Jakob hat man den Brunnen, in dem sich die Quelle befand, einstürzen lassen, doch könnte es ohne große Kosten wieder in Stand gesetzt werden. Auf dem Boden dieses Brunnens finden sich in großer Zahl Steine, geformt wie Kieselsteine. von schwärzlicher Farbe und vollkommen hart; wenn man sie aber eine Viertelstunde in lauwarmes Wasser legt, werden sie weich und lassen sich kneten wie Wachs, auch strömen sie einen Geruch wie nach Pech oder Harz aus; man nennt deswegen Bergwachs. Neben dem Brunnen befindet sich ein geräumiges und hohes Gebäude, welches Euer Hoheit Eigentum ist. In diesem wurde gebadet und wohnte der Badewirt. “
Der Brunnen von "Valsbronn" war Gegenstand einer Abhandlung, die im 18. Jahrhundert von der Akademie von Nancy ausgezeichnet wurde. Die Autoren dieses Memoires waren H. Gormand, Sekretär des Königlichen Kollegiums der Ärzte von Nancy, und H. Rougemestre, Arzt von Finstingen. Sie unterschieden vier Arten von Öl: Schwarz, das häufigste und das am wenigsten geschätzte zu dieser Zeit, Rot, immer gemischt mit Schwarzem und seltener, Gelb, seltener, oft mit Rot vermischt. Das letzte ist Weiß: "Es ist klar und flüssig wie Wasser und hat dabei einen scharfen, aber keineswegs unangenehmen Geruch, der freilich so eigentümlich ist, daß er sich mit nichts anderem vergleichen lässt„, schrieb Rougemestre. Weißes Öl war extrem selten und wurde nur in Mont-Festin in der Nähe von Modena in Italien und in Walschbronn vorzufinden.
Gautier d'Andernac, ein berühmter Arzt der Pariser Fakultät, Arzt und Physiker der Stadt Metz und später Professor in Straßburg, hatte mehrmals die Gewässer von „Walsbroon“ besucht. Es gibt keine, die er aufgrund seines Öls in seinen 1565 erschienenen Dialogen über Mineralwasser mehr empfahl. Sie genossen seiner Zeit noch in ihrem früheren Ruf. Er berichtete über ihre Entdeckung unter Kaiser Friedrich Barbe-Rousse, den Schwager von Herzog Mathieu I. Er behauptete sogar, dass dieser Monarch die Ehre hatte, den Brunnen und die Bäder zu bauen.
Bäder bereits in der Römerzeit bekannt ?
Die Ruinen eines alten Dorfes, das das Aktuelle dominiert, die Überreste einer römischen Straße, in der Nähe begrabene Medaillen, sehr alte Inschriften auf den Steinen des Schlosses, die die Existenz eines älteren Gebäudes offen-baren, das Vorhandensein von Steinen mit alten Inschriften, die während der Restaurierung der Kirche gefunden wurden, und verschiedene andere Hinweise deuten jedoch darauf hin, dass diese Quelle bereits zu Zeiten der Römer bekannt war und nur von Kaiser Frédéric Barbe-Rousse im 12. Jahrhundert restauriert wurden.
Die Weckersburg zum Schutz der Kurgäste
Die Weckersburg spielte auch in der Geschichte der Quelle eine wichtige Rolle. Sie wurde um 1490 für Graf Simon Wecker IV. Von Zweibrücken-Bitche errichtet, um die vielen Kurgäste zu schützen, die sich an der gelegenen Quelle gönnten. Übrigens diente es als Jagdschloss. Das Dorf war damals sehr besiedelt und der Fuß des Berges war mit hübschen Häusern im Amphitheater bedeckt.
Die Autorität des Grafen Jacques, der letzte Herrscher des Hauses Zweibrücken, der von 1540 bis 1570 auf Bitche regierte, wurde durch seine Schwäche und seine Leicht-gläubigkeit an gierige Höflinge und fanatische protestantische Minister überlassen. Einige machten den Aufenthalt an der Quelle von Walschbronn verdächtig, andere teuer und unsicher. Dies ist es, was die Bäder, die zuvor von der Öffentlichkeit so erlebt und von Ärzten so gelobt wurden, dazu bringen, die Besucherzahlen zu verlieren und in Vergessen-heit zu geraten. Nach dem Tod des Grafen Jacques im Jahre 1570 wurde die Weckersburg ebenfalls aufgegeben und verfiel allmählich.
1594 wurde die Grafschaft Bitche an Graf Karl von Hohenzollern-Sigmaringen übergeben. 1599 gab er 100 Gulden für die Erhaltung und Vergrößerung der Bäder. Man wollte wahrscheinlich die Bäder neu machen und die Fehler der Vergangenheit korrigieren. Die Schriften von 1621 zeugen noch von einer Tätigkeit der Bäder, aber auch von deren Verfall und Unterhalt.
Im Dreißigjährigen Krieg wurden das Dorf und die Bäder zerstört
In dem Krieg, den Herzog Karl IV. während des Dreißig-jährigen Krieges (1618-1648) gegen den Kurfürsten von der Pfalz führte, wurde das Dorf niedergebrannt, der Brunnen und die Bader von Grund aus zerstört, die Einwohner getötet oder verjagt.
Nur elf Häuser waren noch vorhanden, als Herzog Leopold zur Herrschaft in 1713 gelangte. 70 Häuser, die zum größten Teil nach der in den Vogesen üblichen Bauweise aus Holz und Lehm hergestellt sind, wurden gebaut. Die Trümmer-stätten beweisen dagegen, dass früher mehr als 400, meist steinerne Häuser vorhanden waren. Wahrscheinlich hat zu diesem einstigen Wohlstand die Quelle allein beigetragen, welcher der Ort seinen Namen und überhaupt seine Entstehung verdankte, denn weder das Territorium noch der Handel können dabei viel mitgeholfen haben
Versuche, die Quelle im 18. Jahrhundert zu finden
Rougemestre schrieb:
„ Unmittelbar unterhalb der Burgruine steht ein stattliches Haus, welches dem jetzigen Gemeindevorsteher Johann Adam Oliger gehört, der davor einen kleinen, von einer Mauer umgebenen Garten angelegt hat. Am unteren Ende dieses Gartens befand sich die Petroleumquelle. Sie war zuletzt in einem aus Eichenholz gezimmerten, vier Fuß im Quadrat messenden Bassin gefasst, das man an Stelle des älteren, bedeutend größeren eingerichtet hatte. Dieses ältere war mit zementierten Steinquadern ausgelegt, überdacht und mit einem Eisengitter in gotischem Stile umgeben; es wurde, wie schon gesagt, gleichzeitig mit dem daneben befindlichen Badehaus zerstört. Dieses Badehaus war ein solides, stattliches Gebäude. Das Erdgeschoß war in mehrere Zellen eingeteilt, in deren jeder eine Wanne stand zum Baden in dem aus der Quelle geholten, angewärmten Wasser. Wann das hölzerne Bassin gebaut worden ist, wissen wir nicht. “
Als Herzog Leopold drei Herren hinschickte, um eine Untersuchung der Quelle vorzunehmen, war das Bassin verschüttet. Rougemestre:
„ Freilich entledigten sich diese Herren ihres Auftrags in sehr oberflächlicher Weise, so dass nichts dabei herauskam. Sie fuhren nämlich nur bis Wolmunster, anderthalbe Meile vor Walschbronn, offenbar weil es ihnen so bequemer war, und erteilten von da aus dem Gemeindevorsteher die Weisung, er solle ihnen Wasser aus der Quelle schicken, worauf dieser nachgraben und die Stelle freilegen ließ, wo sie sich befand. Die Kommissare machten dann eine Art Analyse, deren Ergebnis ist aber ebenso unbekannt geblieben wie die Namen der Herren Kommissare. Vor 25 oder 30 Jahren sind dann zwei Straßburger Ärzte nach Walschbronn gekommen; sie haben an Ort und Stelle einige Versuche gemacht, haben auch Proben von dem Wasser, von dem Petroleum und von den in dem Brunnen enthaltenen bituminösen Steinen mitgenommen, um zu Hause noch genauere Untersuchungen anzustellen, aber auch von ihren Arbeiten hat man nichts weiter gehört.
Endlich habe ich selbst vor einigen Jahren versucht, das, was die alten Schriftsteller uns von dieser Quelle überliefert haben, auf seine Wahrheit hin zu prüfen. Ich fand die Quelle, wie bereits angedeutet, in einem Zustande völliger Verwahr-losung, so daß man annehmen mußte, jede Erinnerung an ihre Eigenart sei geschwunden. Sie war von Schutt und Erde bedeckt, aus der nur ein dünner Wasserlauf hervorsickerte, welcher etwa 40 Schritte davon entfernt in den Schwarzbach mündete, der durch das Tal fließt. Das Wasser schien eine dunkelgrüne Färbung zu haben, war aber in einer Glasflasche klar und hell, fast geruchlos und schmeckte nach Erdpech. Auf der Oberfläche des Wassers beobachtete ich eine allerdings nur sehr dünne, bunt schillernde Schicht und erkannte dann das so geschätzte weiße Petroleum, das sich von dem hervorquellenden Wasser absonderte. Ich sagte mir weiter, dass man mit Recht früher den Brunnen oder das Bassin so tief gegraben hatte, damit sich darin eine größere Menge ansammeln konnte.
Ich ließ daher den Schutt wenigstens zum Teil herausräumen. Hierbei zeigte sich, daß die Quelle von unten aus dem Boden kam, daß sie aber von anderen Ansammlungen gewöhnlichen Wassers, das durch die Seitenwände hereinsickerte, beeinträchtigt wurde. Ich suchte diesen Zufluß durch verschiedene Vorrichtungen zu verstopfen oder nach einer anderen Richtung hin abzuleiten, und hatte bald die Genugtuung, daß sich eine kleine Menge weißes Petroleum und ein damit imprägniertes Wasser ansammelte. Es wäre eine geringe Mühe, den Brunnenschacht wieder in Stand zu setzen und, indem man ihn noch etwas weiter abteuft und die Wandungen ausmauert, Petroleum in größerer Menge zu gewinnen.
Mehrere Tage setzte ich meine zeitraubenden und mühsamen „Schöpfungen" mit Hilfe eines flachen und löffelähnlich ausgehöhlten Stückes Holz fort. Das Petroleum blieb leicht daran kleben, löste sich aber ebenso leicht wieder davon los, wenn ich es in ein Gefäß schüttete, und die aufgewandte Mühe hätte sich am Ende reichlich gelohnt, wenn nicht andauerndes Regenwetter mich genötigt hätte, meine Tätigkeit einzustellen. Doch ließ ich die Absicht, sie bei gelegener Zeit wieder aufzunehmen nicht fallen.
Im folgenden Jahre hoffte ich größere Erfolge zu erzielen und wohl auch gar nicht schwierige Wiederherstellung des Brunnenschachtes durchzusetzen, wobei ich darauf rechnete, daß ich die Ortseinwohner für die Mitarbeit bei der Hebung dieses natürlichen Schatzes gewinnen könnte. Aber hält man es für möglich? Als ich wieder hinkomme, hat man einen öffentlichen Weg gerade über die Quelle hingeführt, um eine Verbindung mit der Landauer Kunststraße herzustellen. “
Im Jahr 1756 ließ König Stanislaus I. das Becken von seinem Chefingenieur Baligand reparieren. „Viele der Krankheiten, bei denen alle anderen Heilmittel nicht halfen, wurden perfekt geheilt und die Heilquelle von Walschbronn wird ihren alten Ruf gewiß bald wiedergewinnen. Über die Wirkungen und Anwendung des Petroleums kann man die Werke der Medizin konsultieren. Es gibt mehrere, die sich ausdrücklich mit Walschbronn befasst haben.“ Das weiße Petroleum war jedoch keineswegs so ergiebig, wie die Schriftsteller im 15. und 16. Jahrhundert darüber sprachen.
Leider aber erfahren wir nichts Gewisses darüber, ob denn versucht worden ist, die Quelle offen zu halten und neu zu fassen oder ob man etwa gar den Brunnen wieder zugeschüttet hat, damit die Gartenmauer des Herrn Oliger nicht einstürze. Fast scheint es, als ob das letztere der Fall gewesen sei, denn über eine weitere praktische Ausnutzung der Quelle sind Nachrichten nicht vorhanden. Es scheint, dass die Quelle um 1766 versiegt ist.